Kita ab drei Jahren als ein Ort der Möglichkeiten
Die Bedeutung der ersten Lebensjahre für die weitere Entwicklung steht heute bei Wissenschaftler:innen diverser Fachbereiche u.a. der Pädagogik, Entwicklungspsychologie und Neurologie außer Frage. Zwar gilt, dass der Mensch grundsätzlich lebenslang lernt, trotzdem werden vor allem die ersten Lebensjahre als ausschlaggebend für ein späteres Gelingen im Sinne eines zufriedenen Lebens in Selbstständigkeit angesehen.
In Deutschland gib es bis dato noch keine Kindergartenpflicht ab drei Jahren so wie es in anderen Ländern schon länger üblich ist, wie z.B. in Frankreich und in Luxemburg.
Manche Eltern fühlen sich zwar in ihrem Elternrecht eingeschränkt, wenn sie ihre Kinder im Alter von drei Jahren dem institutionellen Rahmen übergeben müssen, andererseits sprechen neben der entwicklungspsychologischen Reifung einige Aspekte für die Umsetzung dieser Pflicht.
In nahezu keinem anderen Land divergieren die Bildungschancen von Kindern so stark wie in Deutschland, wenn es um den Sozioökonomischen Status der Eltern geht. Kinder von Akademiker:innen besuchen in Deutschland üblicherweise nicht nur das Gymnasium, sondern anschließend auch die Universität. Andreas Schleicher -OECD-Bildungsdirektor- konstatierte diesbezüglich in einem Interview mit dem Deutschlandfunk, dass der Bildungsrückstand von Kindern aus den ärmsten Milieus in Deutschland im Schnitt 3,5 Jahre! beträgt. Das ist enorm! Andererseits muss betont werden, dass circa ein Drittel der Kinder aus den sogenannten sozial schwachen Familien sich in der Schule wohlfühlt. Das gibt Anlass zur Hoffnung!
Eine noch bessere Vorbereitung auf das Leben würde diesbezüglich sicherlich eine möglichst altersgemäße und entwicklungspsychologisch sinnvolle Bildung für alle ab drei Jahren bieten.
Neben der frühkindlichen Förderung spielt das Erlernen von Sozialen Kompetenzen eine essentielle Rolle. Kinder lernen, sich mit ihren Peers auseinanderzusetzen, zu kooperieren und Konflikte zu bewältigen.
Neben der Entlastung für berufstätige und letztendlich auch für nichtberufstätige Eltern bietet die Kita eine passgenaue und komplexe Vorbereitung auf die Schule. Es geht sicherlich nicht darum, schon Lesen und Schreiben zu können. Nein, vielmehr sollte das Kind Lernumgebungen kennenlernen, einige Grundfertigkeiten, wie den Umgang mit Stiften, erlernen und sich diversen sozialen Situationen stellen. Gerade in der Kita können mögliche Förderbedarfe frühzeitig festgestellt werden, um dem Kind entsprechende Hilfen anzubieten und die Chancengleichheit zu erhöhen. Dabei liegt der Fokus in der Kita auf der Unterstützung. In der Schule wird diese schnell zum Defizit. Niemand, wirklich niemand möchte sich gerne mit einem Defizit-Stempel seinen Mitmenschen präsentieren. In der Kita finden diese Prozesse noch verhältnismäßig spielerisch statt. Der “Ernst des Lebens“ beginnt in der Regel erst in der Schule.
Insgesamt ist es also mehr als ratsam, die kognitive, soziale und emotionale Entwicklung jedes Kindes im Alter von drei Jahren in eine strukturierte Umgebung überzuleiten, in denen sie durch Spiele und Bildungsaktivitäten erlernen können, was sie später brauchen.
Vergessen wir nicht: Die Grundlagen für Chancengerechtigkeit werden sehr früh gelegt. Dementsprechend sollten wir auch denen gerecht werden, die aufgrund diverser Umstände ansonsten einem Rückstand während ihrer gesamten (Schul-)zeit hinterherlaufen.
Fragen sie mal die Betroffenen: die würden es sich anders wünschen!
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